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Neue Vorwürfe gegen "Schimmelreiter"

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Von: Astrid Gunnemann

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Islandpferde
Islandpferde © picture-alliance/ dpa/dpaweb

Flerke - Ein junger Mann, der zwei Jahre als Praktikant für den Verein Schimmelreiter tätig war, meldete sich jetzt beim Anzeiger und erhebt Vorwürfe gegen den Verein und einen ehrenamtlichen Mitarbeiter von „Schimmelreiter“.

Die Staatsanwaltschaft Münster ermittelt gegen Verantwortliche des Vereins. Zoll und Polizei durchsuchten die Räume in Steinfurt und beschlagnahmten Unterlagen. Die Staatsanwaltschaft prüft den Verdacht des Betrugs und anderer Straftaten. „Schimmelreiter“ sammelt Spenden, um therapeutisches Reiten anzubieten.

Der Anzeiger sprach bereits mit Vereins-Vorsitzender Petra Frank aus Flerke, die die Vorwürfe zurückwies. Dennis Schmidt (Name von der Redaktion geändert) sieht das anders. Zwei Jahre lang habe er als Praktikant bei „Schimmelreiter“ gearbeitet, aber bis heute keinerlei Vertrag oder Schriftliches erhalten. „Immer wieder wurde man hingehalten und ein fester Arbeitsvertrag in Aussicht gestellt, so dass man da blieb“, berichtet der 23-Jährige. 

Vor über zwei Jahren sei er durch eine Zeitungsanzeige auf den Verein aufmerksam geworden. „Da wurden Helfer auf dem Reiterhof gesucht und ein Verdienst von bis zu 1800 Euro in Aussicht gestellt.“ Doch den Reiterhof habe er nur einmal für zehn Minuten zu Gesicht bekommen. Ansonsten war die Haupttätigkeit von Dennis Schmidt das Spendensammeln. 

Mitarbeiter hätte die Sammler drangsaliert

„Mit dem Auto wurden wir weggebracht, um an Haustüren Spenden zu sammeln. Hatte man 115 Euro zusammen, gab es am Abend fünf Euro, hatte man 125 Euro geschafft, bekam man 10 Euro. Wer unter 100 Euro gesammelt hatte, bekam Ärger“, sagt Dennis Schmidt. War man in der ganzen Woche unter 500 Euro geblieben, der hätte dann auch am Sonntag sammeln gehen müssen. 

Dennis Schmidt wohnte gemeinsam mit anderen Sammlern in einer vereinseigenen Wohnung, für die Miete musste er nichts bezahlen. Am Monatsende hatte er zwischen 150 und 200 Euro zusammen. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter hätte die Spendensammler genötigt und drangsaliert, wenn am Abend die Summen nicht stimmten.

 „Eine Sammlerin wurde in Hamm aus dem Auto gelassen und musste zu Fuß zurück nach Werl gehen.“ Anfang März schließlich verließ der 23-Jährige den Verein „Schimmelreiter.“ „Ich war dumm und naiv, so lange dort zu bleiben“, bedauert er heute. Er meint, die Vereins-Vorsitzende habe mit diesen Praktiken nicht viel zu tun gehabt, wohl aber der ehrenamtliche Mitarbeiter. „Es war einfach nur eine große Ausbeutung“, sagt Dennis Schmidt. Er ist bereit, als Zeuge auszusagen. Inzwischen ist der junge Mann aus Werl fortgezogen. Er strebt nun eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann an.

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