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Ortsgespräch: Erinnerung an Armand Adam

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Die Aufschrift erinnert bis heute an Armand Adam. - Foto: Dahm

SOEST - Am Eingang zur Asam-Kaserne hängen zwei Schilder: „Colonel BEM Adam-Kaserne“ (französisch) und „Kazerne Kolonel SBH Adam“ (flämisch). Die Aufschriften weisen auf Armand Adam hin, der am Samstag, 27. April,  vor siebzig Jahren von der Gestapo erschossen wurde.

Die Kaserne am Meiningser Weg ist Ort einer wechselvollen Geschichte. Die beiden Aufschriften stammen aus jener Zeit, als die belgischen Soldaten dort einzogen. Sie erinnern an einen Offizier, der nach dem Angriff der Wehrmacht auf die Benelux-Staaten und der Kapitulation Belgiens (Mai 1940) in Kriegsgefangenschaft geraten war, wegen seiner angegriffenen Gesundheit zehn Monate später entlassen wurde, sich kurz darauf einer Gruppierung des Widerstandes anschloss, dann 1943 mit mehreren Mitgliedern des Freikorps der Légion Belge in die Falle gelockt und getötet wurde.

Mechtild Brand, die derzeit an ihrem Buch „Weggesperrt“ über die Kriegsgefangenschaft im Oflag VI A arbeitet, schreibt über das Leben Armand Adams. Sie berichtet auch über den belgischen Kommandeur Julien Bouhon und sie kommt aufgrund ihrer Nachforschungen zu dem Schluss, dass die Namensgebung dessen alleinige persönliche Entscheidung gewesen sein dürfte.

„Denn“, so die Autorin, „im Archiv des belgischen Verteidigungsministeriums fand sich kein Schriftwechsel dazu.“ Also sei auch nicht zu klären, warum er sich für diesen Namen entschied, ob – und gegebenenfalls wo und wann – er und der zehn Jahre ältere Armand Adam sich begegnet sind. „Vielleicht kannten sie sich aus dem Militärdienst, denn beide gehörten zur Infanterie.“

Mechtild Brand: „Einen Beleg, dass Armand Adam im Oflag VI A als Kriegsgefangener war, oder dass beide sich in einem anderen Lager getroffen haben, gibt es bis jetzt nicht.“ Jedenfalls fand Bouhon den Weg dieses belgischen Widerstandskämpfers offensichtlich so herausragend, dass er ihm hier ein Denkmal setzen wollte.

Als Julien Bouhon Anfang der 50er-Jahre in die Garnisonsstadt Soest kam, kehrte er als Kommandeur an den Ort zurück, an dem er zu Beginn seiner Kriegsgefangenschaft für einige Wochen interniert gewesen war – eine Zeit, die er offenbar als sehr einschneidend empfand und die ihn tief prägte, meint Mechtild Brand. Denn gleich nach seiner Ankunft habe er begonnen, den Geschehnissen ein Gesicht zu geben und auf vielfache Weise an die Menschen zu erinnern, die hier festgehalten wurden.

Noch heute verbindet viele Soester und Belgier eine herzliche Freundschaft. Zwar verließen die belgischen Militärs vor knapp zwanzig Jahren die Stadt, doch die Kontakte sind nie abgerissen. Etliche Soldaten, die mit ihren Einheiten hier einst Dienst taten, kommen immer wieder als Besucher vorbei. - Köp.

Mehr zu dem Thema lesen Sie im Ortsgespräch in der Samstagausgabe!

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