Sünder-Trio im Sturzflug

SOEST - Klammheimlich hatten sie ihre Missetaten verübt, jeder auf seinem Feld, und gedacht, sie kämen damit durch. Aber da haben Martin Jochem, Dr. Erwin Göckeler-Leopold und Herbert Köhler die Rechnung ohne die Bürgerschützen gemacht.
Die kennen nämlich keine Gnade und schicken das Sünder-Trio am kommenden Dienstag um 19 Uhr zum Auftakt ihres Schützenfestes erst hinauf auf die Wippe – und dann hinab in die trüben Fluten des Großen Teiches.
Schuldig gemacht haben sich die eigentlich ja durchaus ehrenwerten Herren auf ganz unterschiedliche Weise – gemein ist ihnen, dass sie nun dafür büßen müssen. Im Falle von Martin Jochem bestand die Verfehlung darin, dass er mit seiner Versicherungsagentur in das geschichtsträchtige Gebäude Zuckerberg in der Höggenstraße umgezogen ist – und seitdem das stattliche Haus in Beschlag genommen hat, während das gemeine Volk draußen bleiben muss.
Herbert Köhlers Fall wird wohl besonders tief. Der Mann trägt nicht nur seit einem halben Jahrhundert die Bürgerschützenuniform, sondern ist auch als Chef der Sparkasse quasi von Berufs wegen ein ausgewiesener Gönner ehrenamtlicher Rührungen. Aber was immer er da in den vergangenen Jahren an Großzügigkeiten auch gezeigt haben mag, ist jetzt Schnee von gestern: Der Banken- Boss muss nämlich dafür büßen, dass sein Haus – im Gleichschritt mit der ganzen Branche – die Zinsen so klein hält, dass sie auf dem Sparkonto ungefähr noch so stark ins Gewicht fallen wie Gnadenappelle bei Scharfrichter Burkhard Schnettler.
Frauenarzt Dr. Erwin Göckeler- Leopold setzt die Reihe der Götter in Weiß fort, auf deren unbefleckten Kitteln sich Teichwasserschwebstoffe besonders unvorteilhaft zur Geltung bringen – der Mann hat allerdings auch besondere Dreistigkeit bewiesen. Während er in seiner Praxis in Geseke professionelle Hilfestellung dabei leistet, dass dort neue Erdenbürger die Bürgerschaft vergrößern, hat er den Soestern ein „Verhütungsmuseum“ spendiert. Kein Wunder, dass er damit ins Visier der Bürgerschützen geriet, die schon aus strategischen Gründen daran interessiert sind, dass ihnen der Nachwuchs nicht ausgeht.
Apropos Verkehr: Die Stadt macht darauf aufmerksam, dass die Marschkolonne mit den Malefikanten ab 18.30 Uhr vom Osthofentor aus zum Großen Teich ziehen wird. Autofahrer werden um besondere Rücksicht gebeten. Die Wiesenstraße ist während des Wippens zwischen Severinstraße und Filzenstraße gesperrt. - Achim Kienbaum