Fahrradpreis hat alle überrascht: "Völlig baff!"

SOEST/MÜNSTER - Für die Soester ist die Fahrradspur mitten auf der Jakobistraße ein alter Hut. Doch erst jetzt hat sich die Stadt damit um den Deutschen Fahrradpreis beworben – und prompt den ersten Platz samt 5000 Euro abgeräumt. Für die Stadtvertreter eine echte Überraschung!
„Wir wollten bewusst den Langzeittest abwarten“, sagt der Soester Fahrradbeauftragte Manfred Scholz. Heute seien alle mit dem Resultat zufrieden: Autofahrer, Polizei, Stadt – und vor allem die Radfahrer. Dafür den ersten Preis einzuheimsen, hat die Soester aber dennoch überrascht: „Wir waren völlig baff.“
Denn 70 Städte hatten sich um den „Deutschen Fahrradpreis“ in der Kategorie Alltagsmobilität beworben. Manche hatten für ihr Velo-Projekt richtig tief in die Tasche gelangt, aber am Ende die Jury nicht annähernd so überzeugt wie die Soester mit ihrer ebenso pfiffigen wie preiswerten Idee.
Mal gerade ein Tausender ging für Farbe und Maler drauf, danach war der Fahrradstreifen im Oktober 2008 auf die Jakobistraße gemalt. Seither
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können Radfahrer nun mitten auf der Straße rollen, links und rechts von ihnen bleibt kein Platz mehr zum Überholen. Autofahrer müssen sich also gedulden und hinter den Radfahrern herzockeln. Das klappte freilich am Anfang nicht bei jedem. Noch in schlechter Erinnerung sind ein paar durchgeknallte Autofahrer, die die Nerven verloren und über den Gehweg preschten – um am Ende vielleicht 20 Sekunden Fahrzeit zu „sparen“.
„Vergessen ist aber auch nicht die Situation vor dem Anlegen der Fahrradspur. Radfahrer wurden nicht selten zwischen rollenden und geparkten Autos eingeklemmt. Einer schlug sogar gegen eine aufgerissene Autotür und zog sich schwerste Verletzungen zu. Doch mit der Spur wurde alles besser: Keine Unfälle, kein Kummer.
„Die 500 Gäste bei der Preisverleihung waren vollkommen erstaunt, dass so etwas funktioniert“, schilderte Scholz am Dienstag seinen Auftritt in Münster. Der Fahrradbeauftragte erinnerte gern daran, dass damals der Bauausschuss-Vorsitzende Klaus Meyer-Dietrich, die Straßenverkehrsbehörde und die Polizei nach Kräften mitgezogen hätten.
Die 5000 Euro Preisgeld sollen in den Soester Radverkehr fließen, versichert Scholz. Das genaue Projekt wolle man sich in Ruhe überlegen. „Wir sind erst einmal sehr stolz auf den Preis, weniger auf das Geld. Aber das nehmen wir natürlich auch gern an.“ - hs