Grundschulverbund: Rektor verzweifelt gesucht

MÖHNESEE - Viel Verantwortung, wenig Gegenleistung: Dies kennzeichnet die Lage der Rektoren an Grund- und Hauptschulen in Deutschland. Und das bekommt auch der Grundschulverbund Möhnesee zu spüren. Seit der Verabschiedung des früheren Schulleiters Dieter Beckschäfer im Juli ist die Rektorenstelle frei.
Von Ludger Tenberge
Jetzt erwägt die Gemeinde, die Bekenntnisschule zu einer Gemeinschaftsgrundschule umzuwandeln. Dann könnten sich nämlich auch Lehrer ohne katholisches Bekenntnis bewerben, immerhin würde damit der Pool der Kandidaten deutlich vergrößert. Über diese Überlegung informierte die Gemeinde die Eltern der derzeitigen Grundschüler am Donnerstag in einer Versammlung. Denn nach dem derzeit geltenden Schulrecht in NRW haben die Eltern der jeweiligen Schüler das Sagen. Zwei Drittel dieser Eltern müssten einer Umwandlung zustimmen, mindestens 20 Prozent von dieser Zwei-Drittel-Quote müssten zuvor das Umwandlungsverfahren beantragen. Nach aktuellen Stand müsssten 272 Eltern der Umwandlung zustimmen, mindestens 54 müssten das Verfahren beantragen.
Bis Ende Januar bliebe Zeit, wenn die Gemeinde
Viel Verantwortung, wenig Entgelt
Für Nordrhein-Westfalen galt Anfang des Jahres, dass etwa jede achte Grundschule keinen Rektor hatte, bei drei von zehn war zudem die Konrektorenstelle vakant. Der wichtigste Grund für diesen Missstand liegt nach Einschätzung des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) an der schlechten Bezahlung. Der Rektor einer Grundschule mit 200 Kindern kann nach zehn Dienstjahren mit 3 700 Euro brutto rechnen, nur 250 Euro mehr, als ein normaler Lehrer nach derselben Zeit verdient. Bei Konrektoren ist der Gehaltsaufschlag noch geringer. In der Wirtschaft, so der VBE laut einem Bericht von Zeit-Online, bekomme ein leitender Angestellter oft 25 Prozent mehr Gehalt.
nicht ein weiteres Jahr verlieren will, erläuterte der zuständige Fachbereichsleiter Hans-Joachim Linnhoff. Sollte sich bis dahin zeigen, dass etwa die Hälfte der Eltern – ungefähr so viele sind katholisch – das Verfahren ablehnt, würde es vorläufig nicht weiter verfolgt.
Info-Veranstaltung: kein klares Bild
In der Informationsveranstaltung am Donnerstag, so Linnhoff, habe sich kein ganz klares Bild ergeben. Gemeinsamer Tenor sei am Ende aber gewesen, das Verfahren erst einmal anzustreben.
Die örtliche katholische Kirche, in der Versammlung von Pfarradministrator Wolfgang Fabian und Gemeindereferent Michael Klagges vertreten, würde den Fortbestand als katholische Bekenntnisschule befürworten. Im aktuellen Pfarbrief heißt es dazu, die Kirchengemeinde teile die Sorgen um die Leitung der Grundschule.
Die Grundschulen seien neben den Kindergärten zunehmend wichtiger werdende pastorale Orte, zumal hier die Vorbereitung auf die Erstkommunion stattfinde. Die Kirchengemeinde plädiert daher für eine Beibehaltung des Status quo, zumal eine Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule keine Gewähr für eine Neubesetzung biete.
Bewerberpool würde sich vergrößern
Das ist auch den Befürwortern einer Umwandlung klar. Immerhin würde sich der Pool potenzieller Bewerber aber vergrößern, erklärte Linnhoff. Derzeit bräuchten sich Lehrer, die nicht katholisch sind, gar nicht erst bewerben, weil dies im Schulgesetz eben so verankert ist.